Verschreibungspflichtige digitale Therapeutika: eine Disruption in der Pharma- und Life Science-Industrie?
Verschreibungspflichtige digitale Therapeutika
Welche Herausforderungen der PDTs müssen noch bewältigt werden?
Die potenziellen Chancen der PDTs sind enorm, wie z.B. die personalisierte Behandlung und verbesserte Therapietreue der Patienten, jedoch sind die Herausforderungen ebenso groß.
Erstens sind die Kosten und die Wirtschaftlichkeit von PDTs von der Höhe der Entwicklungsausgaben und der Etablierung von Verrechnungsmodellen abhängig. Der Marktzugang und die Fähigkeit, PDTs in größerem Umfang einzusetzen, sind entscheidend für die breite Akzeptanz und finanzielle Machbarkeit.
Zweitens erfordert die Integration der PDTs in die bestehenden Gesundheitssysteme erhebliche Investitionen und eine Änderung der traditionellen medizinischen Praktiken, wie z.B. eine umfassende Schulung des medizinischen Personals.
Drittens sind ein robustes Datenmanagement und Maßnahmen zur Cybersicherheit von entscheidender Bedeutung, um sensible Gesundheitsdaten vor den zunehmenden Cyberrisiken zu schützen, das Vertrauen der Patienten zu erhalten und die regulatorischen Standards einzuhalten.
Wie wirkt sich die Entwicklung von PDTs auf die Wertschöpfungskette der traditionellen Arzneimittelhersteller aus?
PDTs revolutionieren die Forschung und Entwicklung (F&E) sowie die Betriebsabläufe in der Pharma- und Life Science-Industrie. Der Übergang zu digitalen Lösungen kann zu einer Senkung der F&E-Kosten führen. PDTs sind mit durchschnittlich nur rund 500.000 US$ in der Entwicklung kostengünstiger als traditionelle Medikamente. Außerdem verkürzen sich die F&E-Zeiten, weil sie keine physischen Produktionsanlagen und -schritte benötigen. Konkret beträgt der Zulassungszeitraum für PDTs in Deutschland 12 Monate, was deutlich schneller ist als das herkömmliche Zulassungsverfahren für Arzneimittel. Ohne die Notwendigkeit von teuren Investitionen in die Produktionsinfrastruktur, den Vertrieb wie auch die Lagerung kann der Betrieb effizienter und kostengünstiger erfolgen. Auch die Ausgaben für Service und Wartung reduzieren sich erheblich. Die erzielten Einsparungen und Effizienzverbesserungen setzen Kapital und Ressourcen frei, die das Patienten-Engagement sowie die Marketing- und Vertriebsaktivitäten verbessern und gleichzeitig die betriebliche Effektivität optimieren.
Welche Maßnahmen sind für Unternehmen erforderlich, um PDTs zu vertreiben?
In dem sich ständig weiterentwickelnden Umfeld der PDTs ist die aktive Verfolgung strategischer Partnerschaften, Übernahmen und Kooperationen von grundlegender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der Anbieter digitaler Arzneimittel. Strategische Partnerschaften mit Technologieunternehmen sind entscheidend, um Zugang zu innovativen Technologien und Know-how zu erhalten, die wiederum die Entwicklung von PDTs ermöglichen und vorantreiben. Zusätzlich gewährleisten Partnerschaften mit Gesundheitsdienstleistern die Integration von PDTs in Standardversorgungsprotokolle und Erstattungsmodelle. Ebenso bietet die Übernahme von Start-ups im digitalen Bereich Zugang zu geistigem Eigentum und spezialisierten Fachkräften, um PDTs zu entwickeln und zu skalieren. Schließlich wird die Zusammenarbeit mit Datenanalyseunternehmen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung patientenorientierter klinischer Studien spielen. Durch den Einsatz von Big Data und fortschrittlicher Analytik können diese Unternehmen dazu beitragen, die Studienzeiten zu verkürzen, die Patienteneinbindung zu verbessern und personalisierte Gesundheits- und Pharmalösungen anzubieten.
Welche Fragen sind für den Pharma-, Life Science- und Gesundheitssektor wichtig?
- Was sind die typischen Zahlungs- und Erstattungsmodelle im Rahmen der PDTs? Wie sieht das Geschäftsmodell aus?
- Was ist zukünftig der beste Aufbau des Sektors?Welcher Bereich von Pharma und Life Sciences muss sich verändern?
- Wie sieht das Kompetenzmodell der Zukunft aus, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten?Wie lassen sich relevante Kompetenzen schon heute aufbauen?
Autor*innen:
Dr. Rosi Liem
Helene Pempe
Benjamin Krause-Heiber
Alexander Becker
Dies ist ein Beitrag aus unserem Healthcare-Newsletter 3-2024. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier. Sie können diesen Newsletter auch abonnieren und erhalten die aktuelle Ausgabe direkt zum Erscheinungstermin.