„Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben“
Wirtschaftsprüfer Pierre Zapp über …
… das erste Halbjahr am deutschen Prüfungs- und Beratungsmarkt in einem Wort:
Spannend. Und das gleich im doppelten Wortsinn, also inklusive Spannung und Anspannung.
… die Gründe für diese „Spannung“:
Unsere Branche befindet sich grundsätzlich im Wachstum. Sehr positiv ist, dass sich mehr und mehr Mandanten auch jenseits der „Big 4“ nach Partnern umsehen. Das ist eine Chance besonders für unsere neue Marke Forvis Mazars, um in Deutschland noch aktiver an den Markt zu gehen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Beratungs- und Prüfungsunternehmen auf die richtigen Themen der Zukunft setzen: Das sind in allererster Linie Digitalisierung beziehungsweise Data sowie ESG. Das erfordert neue Kompetenzen bei den Beratungshäusern. Wir wandeln uns zur „Learning Organisation“, müssen auch die generationsübergreifende Zusammenarbeit weiter intensivieren und zugleich im „War for Talents“ bestehen.
… die Herausforderung durch Polykrisen:
Herausforderungen zu meistern ist seit jeher Aufgabe von Unternehmenslenker*innen. Doch selten zuvor sahen sich Firmen so vielen Krisen gleichzeitig ausgesetzt wie heute. Das ist kein Jammern, sondern eine Tatsache. Eine zentrale Frage lautet heute: Wie schafft es ein Unternehmen, weniger abhängig zu werden von Lieferanten oder Energie, ohne dass die Kosten ausufern oder Lieferengpässe entstehen?Und das zugleich in einem Umfeld, das die Anpassung, wenn nicht die komplette Neudefinition von Geschäftsmodellen verlangt – etwa im Automobilbereich mit dem Wechsel der Antriebsart hin zur E-Mobilität. Unternehmen und das Management können sich heute keinen Moment mehr ausruhen und müssen sich sowohl auf das Heute als auch auf das Morgen fokussieren. Alles muss gleichzeitig und zugleich integriert passieren. Das ist der Firmenalltag in Zeiten der Polykrisen. Hinzu kommt die verschärfte Regulatorik. Doch diese ist okay, wenn sie dabei hilft, die Transformation zu beschleunigen, und Stabilität bringt. Gesetzlicher und politischer Druck sind nicht per se negativ zu bewerten.
… das veränderte Verhältnis zwischen Mandantschaft und Berater*innen:
Unternehmenskunden erwarten mit Recht, dass sich Berater*innen mit den Details wichtiger Themen auskennen und in ihrer Rolle als Lots*innen die Firmen sicher durch die Stürme unserer Zeit begleiten. Das betrifft derzeit neben dem Feld Digitalisierung/Data vor allem ESG-Aspekte und auch die Kombination dieser zwei Bereiche. Zugleich ist internationales Know-how im Prüfungs- und Beratungsgeschäft immer wichtiger – auch der deutsche Mittelstand ist zunehmend globalisiert und unterhält Tochterfirmen in der ganzen Welt. Gerade die Internationalität ist der große Trumpf von Forvis Mazars. Wir sind sowohl lokal als auch global aufgestellt, sodass wir immer einen Doppelblick auf alle Sachen haben. Mit unserer direkten Präsenz in 104 Ländern und unserem stark ausgerichteten Cross-Border-Modell agieren wir sehr gern als Brücke zwischen den Kulturen und Beteiligten.
… über den Prüfungs- und Beratungsmarkt im zweiten Halbjahr 2024:
Die Verabschiedung des deutschen Gesetzes zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie der weitere Umgang mit den Regelungen für unternehmerische Sorgfaltspflichten in Lieferketten im zweiten Halbjahr wird hoffentlich für mehr Klarheit darüber sorgen, was das „Wie“ und das „Was“ in Sachen Nachhaltigkeit für Unternehmen konkret bedeutet. Nichts ist wichtiger für Unternehmen, als selbst für Stabilität zu sorgen. Auch die politischen Folgen der jüngsten Wahlen in Europa haben Einfluss auf die Wirtschaft: Festigt sich Kerneuropa wieder oder driftet es weiter auseinander?
… über den weiteren Siegeszug der künstlichen Intelligenz:
Die KI ist eindeutig gekommen, um zu bleiben.Der gehobene Mittelstand, der immer schon sehr nah an den Bedürfnissen seiner Kund*innen agierte, hat das Potenzial der künstlichen Intelligenz längst erkannt: Mit der neuen Technologie lassen sich vor allem Kundenerlebnisse verbessern: die viel zitierte Customer Journey. Doch auch intern wirkt KI segensreich, verschlankt und automatisiert Prozesse und erleichtert so die Arbeit der Mitarbeiter*innen. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Die insgesamt weniger werdende Arbeitskraft muss sinnvoll eingesetzt werden – repetitive Tätigkeiten soll künftig die KI übernehmen. Der Einsatz von KI wird bereits in naher Zukunft so selbstverständlich sein wie die Nutzung von elektrischem Strom. Darunter darf aber keineswegs die Qualität leiden. Gerade sie ist es, die vielen deutschen Unternehmen heute noch einen Wettbewerbsvorteil auf den Weltmärkten verschafft.