Automobilindustrie in Deutschland – Herausforderungen in Zeiten von COVID-19

04.06.2020 – Auf welche elementaren Fragestellungen müssen Sie sich als Hersteller oder Zulieferer heute, morgen und übermorgen konzentrieren? Welche Maßnahmen von staatlicher Seite können Ihnen helfen? Die wichtigsten Themenfelder fasst der folgende Beitrag übersichtlich zusammen.

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COVID-19 beeinflusst die Automobilindustrie weltweit. Zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie haben wir unsere Automotive-Experten von Mazars in sieben Ländern befragt. Lesen Sie hier einen ersten Auszug der Insights unserer Experten aus Deutschland, den USA, China, Frankreich, UK, Brasilien und Indien. Weitere spannende Einblicke werden wir in den kommenden Tagen veröffentlichen.

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Keine Kaufprämie zur Förderung von Neuwagenverkäufen

Kurzarbeit, historische Tiefstände bei Neuzulassungen und eine unsichere globale Lage setzen die Automobilhersteller sowie Zuliefererbetriebe stark unter Druck. In der Bundesregierung wurden zahlreiche Maßnahmen zur Schadensbegrenzung diskutiert. Im Fokus der bundesweiten Debatte stand die Kaufprämie für Autos, die, ähnlich der Abwrackprämie 2009, direkt an den Käufer von Neuwagen gezahlt werden soll. Kürzlich fiel dann die endgültige Entscheidung: Es wird keine Kaufprämie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben. Verbraucher können lediglich bis Ende des Jahres vom gesenkten Mehrwertsteuersatz profitieren. Die Bundesregierung möchte nun aber den Kauf von Elektroautos noch mehr fördern. Es wird deutlich höhere Prämien als bisher geben. Diese Umweltprämie wird zunächst bis Ende 2021 befristet. Für E-Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von bis zu 40.000 Euro bekommen Verbraucher nun 6.000 Euro Prämie anstatt wie bis dato 3.000 Euro. Für den Ausbau einer modernen und sichereren Ladesäulen-Infrastruktur, die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität und die Batteriezellfertigung investiert die Bundesregierung daher zusätzliche 2,5 Milliarden Euro. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine notwendige Voraussetzung für die beschleunigte Verbreitung der E-Mobilität.

In der Kaufprämiendebatte standen sich zwei Lager gegenüber. Einerseits wurde die Prämie abgelehnt, da sie nicht auf zukunftsweisende Technologie beschränkt sei und die aktuell in der Krise getroffenen staatlichen Maßnahmen im internationalen Vergleich bereits deutlich ausreichten. Auf der anderen Seite wurde das Argument einer massiven Gefährdung der rund eine Million Arbeitsplätze in der Automobilindustrie geltend gemacht und folglich eine flächendeckende Kaufprämie gleichfalls für Diesel und Benziner der aktuellen Schadstoffnorm gefordert.

Die Senkung der Mehrwertsteuer ist für Hersteller und Automobilgewerkschaften immerhin ein kleiner Trost. Die Zukunft geht deutlich in Richtung Umweltfreundlichkeit, so gibt es bereits erste Diskussionen, die Kfz-Steuer ab 2021 stärker am Klimaschutz auszurichten. Und auch die bestehende zehnjährige Befreiung von der Kfz-Steuer für reine Elektroautos soll bis 2030 verlängert werden. Zudem darf sich die Automobilindustrie über weitere Unterstützung freuen: für Zukunftsinvestitionen der Fahrzeughersteller und der Zulieferindustrie wird für die Jahre 2020 und 2021 ein Bonus-Programm aufgelegt. Dieses dient der Förderung von Investitionen in neuen Technologien, Verfahren und Anlagen. Forschung und Entwicklung für transformationsrelevante Innovationen und neue regionale Innovationscluster vor allem der Zulieferindustrie werden in den Jahren 2020 und 2021 mit je 1 Milliarde Euro gefördert. Die genauen Vergabekriterien sind noch nicht bekannt.

Aussetzung unnötiger Umweltstrafen

Innerhalb der Automotive-Industrie besteht die Sorge, die ab 2020 geltenden EU-Grenzwerte zum CO2-Ausstoß von Fahrzeugen nicht einhalten zu können. Ein Aussetzen dieser Regelungen um 2-3 Jahre sei durchaus systemkonform, so Dr. Christian Back, Global Head of Automotive der Mazars-Gruppe, da durch den Shutdown und die deutlich niedrigeren Laufleistungen der Fahrzeuge das Ziel der EU-Grenzwerte – ein deutlicher Rückgang der Umweltbelastung – schon erreicht wird.

Wie kommen Unternehmen der Automobilindustrie trotz der ausgebliebenen Kaufpreisprämien sicher durch die Krise? Hier finden Sie die wichtigsten Aspekte:

Steuererleichterungen und -optimierungen

Besondere steuerliche Unterstützungsmaßnahmen für die Automobilindustrie sind derzeit nicht in Kraft und auch nicht in der politischen Diskussion. Dennoch gibt es eine Vielzahl an Steuererleichterungen und -optimierungen, sei es im Bereich der Umsatzsteuer, der Körperschaftsteuer oder der Verrechnungspreise, von denen auch Automobilhersteller und -zulieferer profitieren können. Eine Übersicht aller steuerlichen Möglichkeiten finden Sie hier. Kürzlich wurde die Senkung der Mehrwertsteuer auf 16 Prozent bis Ende diesen Jahres verabschiedet. Auch die Automobilindustrie wird von dieser Entscheidung profitieren. 

Sicherstellung der Liquidität

Viele Unternehmen der Automobilbranche waren und sind zum Teil immer noch weitreichenden Produktionsausfällen und Absatzproblemen ausgesetzt. So hatte ein großer Automobilhersteller die Produktion zwar zwischenzeitlich wieder hochgefahren, aufgrund geringer Nachfrage jedoch wieder gestoppt. Die Folgen sind gravierend: die Sicherstellung von Liquidität ist in diesen Zeiten von immenser Bedeutung für viele Unternehmen. Welche Maßnahmen Sie kurzfristig treffen können, um Liquiditätsrisiken abzuwenden, erfahren Sie hier.

Arbeitsrechtliche Aspekte

Die deutsche Automobilindustrie hat in den letzten Wochen und Monaten zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Wie es weitergeht, ist momentan schwer abzuschätzen und hängt stark von der zukünftigen Nachfrage am Markt ab. Arbeitsrechtliche Themen halten die Unternehmen zusätzlich auf Trapp. Was es hier rechtlich zu beachten gilt und welche Möglichkeiten sich Unternehmen bieten, lesen Sie hier.

Unternehmenssteuerung, Planung und Prozessdigitalisierung

Welche Weichen müssen Automobilhersteller ebenso wie alle übrigen Unternehmen jetzt langfristig stellen? Welche Auswirkungen werden die Veränderungen nach der Krise dauerhaft haben? Wie wird sich das Geschäftsmodell möglicherweise nachhaltig verändern? Mehr zu diesem Themenfeld.

Wie es der Automobilindustrie in anderen Ländern geht, können Sie in den nächsten Tagen auf unserer Website lesen. Wir stellen Ihnen weitere Länderreports vor. 

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