Studie: Banken müssen ESG-Faktoren stärker integrieren

• Mehr als die Hälfte der Banken (57 Prozent) muss ESG-Faktoren stärker in ihr Risk-Management integrieren
• Nur drei von 30 Banken erfüllen mehr als 90 Prozent der ESG-Kriterien
• Covid-19 verstärkt Rolle der Banken bei der Erholung der Wirtschaft

29.07.2020 – Mazars, das internationale Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen, teilt in dem Bericht "Responsible banking practices: benchmark study 2020" eine globale Einschätzung darüber, wie Banken Nachhaltigkeit in ihre Geschäftspraktiken integrieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien) noch nicht vollständig in die Strategien der Banken eingegliedert sind.

Die in dem Bericht "Responsible banking practices: benchmark study 2020" vorgestellten Resultate zeigen, dass nur drei der 30 bewerteten Banken Best Practices für den Umgang mit einer Vielzahl von Nachhaltigkeitsfaktoren nutzen. Zehn Banken weisen für einige Faktoren einen nachhaltigen Ansatz auf und mehr als die Hälfte der Banken (siebzehn) erbringen für die meisten Faktoren nur begrenzte Belege.

Nach der Bewertung von Banken wie Barclays, BBVA, Citi, Credit Suisse, Santander und UBS befand Mazars keins der Institute als "herausragend" - eine Bewertung, die Banken vorbehalten ist, die in mehr als 90 Prozent der Kriterien ein positives Ergebnis erzielt haben. Zu den Benchmark-Kriterien gehörten Kultur und Governance, Risikomanagement, Berichterstattung, Ziele und mehr.

Die soziale Rolle der Banken

Gerade in der aktuellen Zeit denken Banken vermehrt über ihren Zweck und ihre Werte nach. Das zunehmend soziale Bewusstsein beeinflusst die Art und Weise, wie Finanzakteure sicherstellen, dass Investitionen nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern auch sozial integrativ sind.

Leila Kamdem-Fotso, Partnerin bei Mazars, sagt: „Covid-19 hat die positive Rolle bekräftigt, die der Bankensektor spielen kann, indem er mit Regierungen und Regulierungsbehörden zusammenarbeitet, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Diese Ergebnisse sollten die Banken daran erinnern, dass die Krise eine Gelegenheit bietet, über die unmittelbaren Prioritäten hinauszublicken, ihren Zweck und ihre Werte neu zu bewerten und einige der in unserem Bericht dargelegten bewährten Verfahren zu nutzen, um ESG-Faktoren wirklich in ihre Entscheidungen über Investitionen zum Wohl des Unternehmens, ihrer Kunden und der Gesellschaft einzubetten.“

Virginie Mennesson, Head of Regulatory Affairs bei Mazars in Großbritannien, betont die politische Rolle der Banken in der aktuellen Zeit: „Die politischen Entscheidungsträger erwarten, dass der Bankensektor eine Schlüsselrolle bei den Erholungsbemühungen nach Covid-19 spielen wird. In Europa sehen sie eine robuste Erholung als eine, die langfristig grüne und nachhaltige Investitionen fördert, um eine faire und widerstandsfähige Zukunft für alle zu sichern. Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Handvoll Banken eine Vorreiterrolle dabei einnimmt, wobei die meisten noch einiges an Arbeit vor sich haben, bis sie die ESG-Faktoren vollständig in ihre Unternehmensstrategie, Unternehmensführung und Risikomanagement-Rahmenbedingungen integriert haben."

Konzentration auf sozioökonomische Fragen

Dem Benchmark zufolge haben die meisten Banken freiwillige ESG-Berichtsstandards eingeführt oder führen sie gerade ein, aber die Mehrheit (57 Prozent) muss ESG-Faktoren noch vollständig in ihr Risikomanagement-Rahmenwerk integrieren und dabei sowohl qualitative als auch quantitative Ansätze verwenden.

In ähnlicher Weise unterstützen die meisten Banken Nachhaltigkeitsrahmenwerke und haben Programme zur sozialen Verantwortung von Unternehmen aufgelegt, aber die Definition und Offenlegung von Nachhaltigkeitszielen ist noch nicht gängige Praxis. Und obwohl alle untersuchten Banken umweltverträgliche Produkte anbieten, haben nur 43 Prozent von ihnen ein Produktangebot entwickelt, das sozioökonomische Aspekte vollständig berücksichtigt.

Ziele und Anreize

Die Benchmark-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Einführung expliziter Ziele den Banken helfen könnte, ihre ESG-Ergebnisse zu verbessern. Nur 27 Prozent haben spezifische und messbare sozioökonomische Ziele im Einklang mit den Nachhaltigkeitsrahmenwerken festgelegt. Auf der anderen Seite haben nur 13 Prozent der bewerteten Banken nachhaltigkeitsbezogene finanzielle Anreize für den Vorstand und das Top-Management.

Ein breiteres Spektrum von Verpflichtungen

Der Bericht nennt aktuelle Beispiele von Banken, die sicherstellen, dass sie gesellschaftliche Ziele erfüllen. So arbeitet Barclays beispielsweise daran, Menschenrechtserwägungen in den Due-Diligence-Prozess für seine Kunden einzubetten. Außerdem wird die Citi Bank einen Umwelt- und Sozialaktionsplan als Voraussetzung für die Finanzierung entwickeln, wenn es Lücken zwischen internationalen Standards und den ökologischen und sozialen Praktiken eines Kunden gibt.

Über die Studie

Die Analyse basiert ausschließlich auf den öffentlich zugänglichen Informationen von 30 Banken (2018/2019 CSR und Jahresberichte.) Mazars verwendete eine Bewertungsmatrix, die folgende Bereiche abdeckte: Kultur und Governance; Risikomanagement; Offenlegungs- und Berichterstattungsstandards; Rahmenbedingungen, Initiativen und Ziele sowie Produkte und Dienstleistungen. Die Analyse konzentriert sich auf europäische Banken, wobei zur Veranschaulichung einige südostasiatische, afrikanische und amerikanische Banken einbezogen wurden. Die ausgewählten Banken haben durch ihre Teilnahme an den UNEP FI-Initiativen und/oder durch die Unterzeichnung der Prinzipien für verantwortungsbewusstes Bankwesen ein erhebliches Interesse an Nachhaltigkeit gezeigt. Zu den bewerteten Banken gehören Barclays, BBVA, Citi, Credit Suisse, Santander, Standard Chartered und UBS. Die vollständige Liste finden Sie hier im Bericht.

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