Bericht zur Prüfungsreform: Joint Audits als wichtiger Baustein für mehr Wettbewerb und Qualität

25.04.2019 - Berlin / London. Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde CMA spricht sich in ihrem am Gründonnerstag erschienenen Abschlussbericht („Statutory audit services market study“) für umfassende Reformen der Wirtschaftsprüfung aus. Konkret attestiert die CMA "ernste Wettbewerbsprobleme in der britischen Prüfungsbranche". Eine Kernmaßnahme ist die Einführung von Joint Audits.

Kritisiert werden die Marktkonzentration auf die vier großen Prüfungsgesellschaften (Big Four) und die Qualität der Prüfungen. In ihrem Bericht stellt die CMA fest, dass eine schnelle Gesetzgebung erforderlich ist, um die Anfälligkeit der Prüfungsbranche aufgrund der Marktkonzentration auf vier große Gesellschaften (Big Four) anzugehen.  

Ziele der EU-Audit Reform bei weitem noch nicht erreicht

„Der Report der CMA verfolgt mit seinen Empfehlungen ähnliche Ziele wie die Europäische Union mit der Audit Reform – mehr Wettbewerb im Prüfungsmarkt und eine höhere Qualität der Prüfungen. Es zeigt sich einmal mehr, dass hier zwingend eine Veränderung des Status quo notwendig ist. Denn die EU hat ihre Ziele mit der Reform von 2016 bei weitem nicht erreicht“, sagt Dr. Christoph Regierer, Managing Partner von Mazars in Deutschland. „Eine Lösung, die EU-weit für mehr Wettbewerb auf dem Abschlussprüfermarkt sorgen kann, ist das in Frankreich seit mehr als 50 Jahren bewährte System des Joint Audit – also die Prüfung eines Unternehmens durch zwei voneinander unabhängige Prüfungsgesellschaften.“

Das sieht auch die CMA so. Ihr aktueller Bericht empfiehlt, Joint Audits in Großbritannien obligatorisch zu machen. So soll es Prüfungsgesellschaften außerhalb der Big Four ermöglicht werden, die für die Prüfung der größten britischen Unternehmen erforderlichen Kapazitäten aufzubauen. Diese sollen dazu im Zuge der Joint Audits mit den Big Four zusammenarbeiten und für die Ergebnisse gemeinsam haften.

Joint Audits: Lohnender Blick in andere Länder

Mit Joint Audits wird ein in einigen Ländern bewährtes Modell erneut aufgegriffen. In Frankreich sind Joint Audits bereits seit längerem für alle börsennotierten Konzernunternehmen vorgeschrieben – mit positiven Auswirkungen unter anderem auf die Marktkonzentration. Während in anderen Mitgliedsstaaten in den Leitindizes mehr als 95 Prozent von nur vier Gesellschaften geprüft werden, sind es in Frankreich gerade einmal 80 Prozent. Zudem kann ein Joint Audit über das „Vier-Augen-Prinzip“ der Prüfer untereinander die Prüfungsqualität steigern, was jedoch nicht bedeutet, dass beide denselben Sachverhalt zweimal prüfen.

Vorteil Know-how-Transfer

Ein weiterer Vorteil von Joint Audits bekommt durch die Pflichtrotation bei den Prüfungsmandaten auch in Deutschland eine noch größere Bedeutung: „Der Wechsel des Prüfers bedeutet für die Unternehmen immer ein gewisses Risiko. Durch die asynchrone Bestellung eines Joint Auditors kann dieses Risiko allerdings aufgefangen werden. Für die geprüften Unternehmen bedeutet das ein zusätzliches Plus bei der Prüfungsqualität“, erläutert Regierer. Zudem werden mit der Ausweitung der Laufzeit des Prüfungsmandats bei Durchführung von Joint Audits auf 14 Jahre bereits jetzt entsprechende Anreize gesetzt.

Schlaglicht auf Deutschland

Der Bericht der britischen Aufsichtsbehörde wirft aber auch ein Schlaglicht auf die Situation in Deutschland: „Die Dominanz der Big Four und die hohe Marktkonzentration hat auch hier einen prekären Markt zur Folge, und bestehende Möglichkeiten für mehr Qualität bei den Audits bleiben außen vor“, sagt Regierer. Joint Audits können mit intelligenter Ressourcenbündelung den steigenden Anforderungen in der Prüfung gerecht werden und die Qualität liefern, die Investoren, aber auch die Öffentlichkeit benötigen.

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