Unternehmensfinanzierung neu denken
Zehn Mal hat die Europäische Zentralbank den Leitzins seit Juli 2022 angehoben. Im August lag der durchschnittliche Zinssatz für Unternehmenskredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren bei 4,79 %. Vier Jahre zuvor betrug der Wert noch 0,92 %. „Zins und Tilgung sind in der Unternehmensplanung wieder entscheidende Parameter, weshalb viele Mittelständler jetzt sehr genau überlegen, welches Projekt sie angehen und in welchem Umfang“, sagt Michael Ebeling, Abteilungsleiter Unternehmenskunden der Hamburger Sparkasse, dem „Handelsblatt“. Für Unternehmen empfiehlt es sich jetzt, sich auf Finanzierungsgespräche gut vorzubereiten, frische Kennzahlen parat zu haben und eine Vorlaufzeit von bis zu zwei Jahren einzuplanen. Sonst könne es passieren, dass den Wirtschaftsprüfer*innen Bedenken kommen, ob laufende Kredite rechtzeitig verlängert oder zurückgezahlt werden können. Kleine und mittelgroße Unternehmen sollten sich nicht mehr allein auf die Kreditfinanzierung verlassen. „Es gilt, die Bilanz an mehreren Stellen so zu optimieren, dass man den gestiegenen Kosten und Zinsen mit dem richtigen Finanzierungsmix begegnen kann.“ Die zentrale Stellschraube dabei ist die Bonität. Zwar hat die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand der Förderbank KfW zufolge mit 31,4 % das Vorkrisenniveau beinahe wieder erreicht. Doch in einzelnen Branchen wie Gastronomie, Handel oder Autozulieferer sind Liquidität und Vermögenswerte zusammengeschmolzen. Als gute Möglichkeit, Eigenkapital und Liquidität zu stärken, gelten Beteiligungsfinanzierungen. Wo eine AG neue Aktien ausgeben kann, können GmbHs oder Personengesellschaften Anteile an neue private oder öffentliche Gesellschafter abtreten und dafür frisches Kapital erhalten.