Gastbeitrag von Matthias Kiener, Head of Forensic, in der Marktstudie von ASCO und EXPERTsuisse
Die rasante technologische Entwicklung der letzten Jahre bietet sowohl den Wirtschaftsdelinquenten als auch denjenigen, die Fälle von Wirtschaftskriminalität untersuchen und aufdecken, ein vielfältiges Spektrum an neuen Alternativen. Der Einsatz neuer Technologien ermöglicht es, Delikte zu begehen, die hinsichtlich des Schadenausmass und Ermittlungsschwierigkeit, eine nie dagewesene Dimension erreichen können.
Als äusserst betrugsresistent gilt heute bspw. die Blockchain-Technologie. Eine Technologie, welche Wirtschaftsdelinquenten kaum mehr Spielraum für Betrügereien lässt.
Es ist zu bedenken, dass die Nutzung von Blockchain in Unternehmen noch nicht allzu verbreitet ist. Weiter ist die Blockchain- Technologie nicht in der Lage, selbstständig den Kontext einer Transaktion zu erfassen, um zu erkennen, ob eine kriminelle Handlung mit im Spiel ist.
Auch beim Einsatz von Blockchain bleibt in letzter Konsequenz die Abhängigkeit und die Verbindung zur realen Welt bestehen. Informationen müssen nach wie vor aus einer vertrauenswürdigen Quelle herrühren und Transaktionen müssen formal durch korrekt agierende Akteure autorisiert werden.
Auch andere Technologien, wie die künstliche Intelligenz oder Robotic Process Automation (RPA), könnten in der Zukunft von Betrügern gezielt zur Begehung von Wirtschaftsdelikten eingesetzt werden. Da diese Systeme nicht selbstständig lernen, sondern von Menschen programmierte Algorithmen verwenden, ist davon auszugehen, dass Algorithmen auch in naher Zukunft gezielt eingesetzt werden, um Wirtschaftsdelikte im grossen Stil zu begehen.
Um zukünftig Delikte untersuchen und aufdecken zu können, die unter Einsatz der neuen Technologien begangen wurden, werden die Ermittler gezwungen sein, sich aktiv mit diesen neuen technologischen Möglichkeiten zur Betrugsprävention und –aufdeckung auseinanderzusetzen.
Bereits heute setzt eine Vielzahl von Unternehmen gezielt Datenanalysen zur laufenden Überwachung ein, um Anomalien in Geschäftstransaktionen zu identifizieren. Diese eher traditionelle Vorgehensweise wird in der Unternehmenspraxis immer mehr durch neue Ansätze wie Datenvisualisierung, vorausschauende Datenanalysen («predictive analytics») oder durch künstliche Intelligenz abgelöst.
Die Betrugsermittler müssen bei diesem sich rasch wandelnden technologischen Umfeld und der sich daraus neu ergebenden Möglichkeiten in der Zukunft noch innovativer sein, um den Betrügern auf die Schliche zu kommen, um ihnen das Handwerk zu legen.