Mit Künstlicher Intelligenz zur stärkeren Cyber-Resilienz: Chancen für Schweizer Unternehmen

Die heutige Cyber-Bedrohungslandschaft ist komplexer und dringlicher denn je. Während aufkommende Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) Unternehmen erheblich voranbringen, nutzen Cyberkriminelle und böswillige Akteure dieselben Technologien, um immer raffiniertere Angriffe zu durchzuführen. Der Einsatz von KI entwickelt sich auf beiden Seiten der Akteure um Cybersicherheit rasant weiter.

Unternehmen, die das Potenzial von Künstlicher Intelligenz zur Stärkung ihrer Cybersicherheitsmassnahmen nicht ausschöpfen, laufen Gefahr, anfälliger und weniger widerstandsfähig bei Zwischenfällen zu sein. Doch wie können diejenigen, die KI nutzen, verantwortungsvoll damit umgehen, wenn neue regulatorische Massnahmen eingeführt werden und die Einführung von KI neue und grössere Risiken birgt?

In diesem Artikel beleuchten wir die potenziellen Cyber-Risiken, die Künstliche Intelligenz mit sich bringen kann, die Vorteile, die sie für die Cybersicherheit bietet, und wie insbesondere Schweizer Unternehmen KI einsetzen können, um ihre Widerstandsfähigkeit entscheidend zu stärken.

Wie Künstliche Intelligenz die Cybersicherheit herausfordert

KI ist weit mehr als nur ein Schlagwort – sie hat sich zu einem mächtigen Werkzeug sowohl für Cyberkriminelle als auch für Sicherheitsforscher entwickelt. Auf der einen Seite setzen böswillige Akteure KI ein, um ihre Angriffe zu optimieren. Sie nutzen sie in komplexen Phishing-Kampagnen und gezielten Angriffen, die zunehmend schwerer zu erkennen und abzuwehren sind. KI-gesteuerte Angriffe sind in der Lage, sich dynamisch an Sicherheitsmassnahmen anzupassen, wodurch traditionelle Schutzmechanismen an Effektivität verlieren. Zudem sind diese Angriffe häufig sehr gezielt, indem sie Informationen über Einzelpersonen sammeln, um sie zu manipulieren, zu täuschen oder sogar zu imitieren.

Wenn Unternehmen KI-Technologien intern einsetzen, erweitern sie ungewollt ihre Cyber-Bedrohungslandschaft, da sie ihre technologische Oberfläche vergrössern. Ausserdem können die KI-Tools selbst durch fehlerhafte Algorithmen und Modelle angreifbar werden. Aufgrund dieser zusätzlichen Komplexität können herkömmliche Cybersicherheitsmassnahmen nur schwer auf KI-gestützte Technologien reagieren.

KI und Cybersicherheit: Die wachsenden regulatorischen Anforderungen für Unternehmen

Das regulatorische Umfeld rund um KI entwickelt sich rasant und zwingt Unternehmen dazu, internes Fachwissen sowie operative Prozesse aufzubauen, um die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen. Im Bereich der Cybersicherheit muss die Nutzung von KI im Kontext von Vorschriften wie DORA in der EU oder FISMA in den USA betrachtet werden, insbesondere in Bezug auf Massnahmen zur Ausfallsicherheit und Risikomanagement.

Auch die Gesetzgebung im Bereich Künstliche Intelligenz nimmt zunehmend Gestalt an. Das KI-Gesetz und die KI-Haftungsrichtlinie sind nur zwei Beispiele in Europa, die verdeutlichen, wie der Gesetzgeber versucht, dem wachsenden Risiko der KI zu begegnen. Sie betonen die Bedeutung von Transparenz, Rechenschaftspflicht und Datenschutz in Bezug auf KI-gestützte Anwendungen.

Doch nicht nur KI-spezifische Vorschriften beeinflussen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz – auch Datenschutz und Datensicherheit stehen zunehmend zur Diskussion. Die Datenschutzbestimmungen wie die DSGVO, das Schweizer DSG und viele andere Regelungen wurden vor der breiten Einführung von KI erlassen. Das bedeutet, dass diese Vorschriften im Umgang mit KI berücksichtigt werden müssen.

Auch wenn viele dieser Vorschriften speziell auf die EU oder andere Märkte abzielen, sollten Schweizer Unternehmen die Auswirkungen dieser relevanten Regelungen genau im Auge behalten. Besonders die EU-Rechtsvorschriften setzen häufig den globalen Regulierungsstandard. Die in den genannten Gesetzen eingeführten Massnahmen tragen in der Regel dazu bei, die Widerstandsfähigkeit und operative Exzellenz von Unternehmen zu stärken, die sie eigenständig umsetzen.

KI im Einsatz: Ein starker Partner in der Cybersicherheit

Trotz externer Bedrohungen und regulatorischer Herausforderungen bietet Künstliche Intelligenz bedeutende Chancen, Cybersicherheitsmassnahmen zu verbessern. Einer der Hauptvorteile von KI ist ihre Fähigkeit, Security Operation Center (SOC) bei der Bedrohungsanalyse, Überwachung und Reaktion auf Vorfälle zu unterstützen. KI-gestützte Technologien können die Überwachung und Protokollierung oft effizienter und gründlicher durchführen als menschliche Cybersicherheits- und IT-Teams. KI-Systeme sind in der Lage, riesige Datenmengen in Echtzeit zu analysieren und Anomalien sowie potenzielle Bedrohungen zu erkennen, die von menschlichen Operateuren möglicherweise übersehen werden.

Darüber hinaus kann KI das Risikomanagement für Dritte (TPRM) und die Beschaffungsprozesse erheblich optimieren. Durch die Automatisierung von Bewertungen können Unternehmen den Zeit- und Ressourcenaufwand für die Einhaltung interner sowie gesetzlicher Standards deutlich reduzieren. Zudem kann KI dazu beitragen, bestehende Lücken im internen Fachwissen zu neuen Vorschriften und Compliance-Abläufen zu schliessen, wodurch der Übergang zur Erfüllung sich entwickelnder rechtlicher Anforderungen reibungsloser verläuft.

Schliesslich können Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) auch dazu beitragen, Red-Team-Übungen und Simulationen von Cybervorfällen zu verbessern. Sie können dabei helfen, Schwachstellen zu identifizieren und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen – ähnlich wie KI von Cyberkriminellen genutzt wird, um raffiniertere und gezieltere Angriffe zu entwickeln.

Pragmatische Empfehlungen zur Implementierung von KI in der Cybersicherheit

Für Schweizer Unternehmen, die Künstliche Intelligenz in ihrer Cybersicherheitsstrategie einsetzen möchten, gibt es drei wesentliche Empfehlungen:

1. Zielgerichteter KI-Einsatz in kritischen Bereichen

Setzen Sie KI-Lösungen gezielt in Bereichen ein, in denen die Skalierung der Personalressourcen besonders herausfordernd ist, wie etwa bei der Überwachung, der Protokollverwaltung und der Beschaffungsbewertung. So können Ressourcen effizienter zugewiesen und Sicherheitsmassnahmen dort verstärkt werden, wo sie am dringendsten erforderlich sind.

Dabei ist es wichtig, KI nur in Bereichen zu implementieren, in denen sie einen klaren Mehrwert bietet und die Ergebnisse nachweislich verbessert werden. Ein risikobasierter Ansatz hilft dabei zu bestimmen, in welchen Bereichen das durch KI entstandene Risiko den Nutzen rechtfertigt – und wo dies nicht der Fall ist.

2. Aufklärung der Mitarbeitenden: KI-Kompetenz für alle Ebenen fördern

Da die Mitarbeitenden KI für verschiedene Zwecke einsetzt, ist es entscheidend, die KI-Kompetenz auf allen Ebenen zu fördern. Mitarbeiter müssen in der Lage sein, KI-Tools und -Produkte kritisch zu hinterfragen, um deren Ergebnisse zu verstehen, zu bewerten und gegebenenfalls zu verbessern. Die Fähigkeit, KI-Ergebnisse und -Strategien mit einem analytischen Ansatz zu prüfen, gewährleistet, dass Entscheidungen auf fundierten Interpretationen und zuverlässigen Methoden basieren.

Diese Aufklärung sollte auch die Vorstandsebene einschliessen. Da der Vorstand Entscheidungen sowohl im Bereich Cybersicherheit als auch in Bezug auf KI trifft, ist es unerlässlich, dass er über beide Themen umfassend und kontinuierlich informiert ist.

3. Wichtigkeit des Fachwissens für die Integration von KI in die Cybersicherheit

Um KI- und Cybersicherheitstechnologien effektiv bewerten, regulieren und verwalten zu können, müssen Unternehmen auf fundiertes Fachwissen zugreifen. Dies umfasst nicht nur Kenntnisse über neu aufkommende Technologien und Methoden, sondern auch ein umfassendes Verständnis aktueller und zukünftiger Vorschriften sowie die praktische Fähigkeit, diese Technologien im Unternehmen umzusetzen und zu verwalten.

Falls es nicht möglich ist, dieses Fachwissen intern bereitzustellen – was für die meisten Unternehmen der Fall sein dürfte – können sie mit Beratungspartnern zusammenarbeiten, die über Spezialisten in diesen Bereichen verfügen. Eine starke Partnerschaft mit Beratern kann dabei helfen, Wissenslücken zu schliessen und einen ganzheitlichen Ansatz für die Integration von KI in Cybersicherheitsstrategien zu entwickeln.

Der Einsatz von KI ist unausweichlich, aber er muss strategisch erfolgen

Für Schweizer Unternehmen ist die Integration von Künstlicher Intelligenz in ihre Cybersicherheitsstrategien entscheidend, um der zunehmenden Komplexität der Cyberbedrohungslandschaft zu begegnen. Während KI neue Herausforderungen und regulatorischen Druck mit sich bringt, kann sie gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit gegen sich ständig weiterentwickelnde Bedrohungen erheblich steigern. Durch das Verständnis der dualen Rolle, die KI in der Cybersicherheit spielt – sowohl als potenzielles Risiko als auch als wertvoller Verbündeter – können Unternehmen sich besser auf die Zukunft vorbereiten. Der Einsatz von KI ist nicht nur notwendig, um mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten, sondern auch unerlässlich, um die Cybersicherheitsresilienz in einem zunehmend gefährlichen digitalen Umfeld zu gewährleisten.
 

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